Muss ich das?

Eine Frage die mich immer dringender beschäftigt. Was tue ich, weil ich es wirklich will? Was mache ich nur, weil ein Muster greift oder sogar obwohl mir klar ist, dass ich es eigentlich gar nicht will?

Und gleich danach schließt sich die Frage an: Was macht es mit mir, wenn ich Dinge tue, nur um einem gesellschaftlichen Konsens oder antrainierten Muster zu folgen? Oder um anderen einen Gefallen zu tun und niemandem vor den Kopf zu stoßen?

Neben „Bitte“ und „Danke sagen“ wurde den meisten von uns ziemlich früh vermittelt, dass sich manche Verhaltensweisen eben einfach so gehören. Wozu? Um im gesellschaftlichen Leben nicht anzuecken und im Game mitspielen zu dürfen.

Der kleine Revoluzzer in mir, brüllt mir aber immer öfter – und verdammt laut – entgegen „Echt jetzt?!“ Und das nicht nur in der Betrachtung der Gegenwart. Auch im Abgleich der Retrospektive… Ich wünschte, ich hätte öfter an der ein oder anderen Stelle mal Pause gemacht und mir Zeit für ein „Warum eigentlich?“ genommen. Viel öfter hinterfragt. Mich, andere, ein vermeintliches „muss“. Reset" gedrückt. Nö“ gesagt. Mir dabei blaue Flecken geholt, Unverständnis geerntet, Freunde verloren, die Hauptstraße verlassen, nicht mitgespielt. Wäre ausgestiegen, statt abzustumpfen und mich durchzumogeln. Wäre eckig geblieben und hätte nicht daran gezweifelt ob ich (hier) richtig bin, sondern an dem „das muss so“.

Ich fange wieder an, zu „entglauben“ was sich über die Jahre als hübsches Muster in meinem Kopf geformt hat. Und das ist nicht immer bequem. Manchmal sogar mit ziemlich viel Herzklopfen und Schwitzehändchen verbunden. Wie tief kann ich fallen, wenn ich nicht „mitspielen“ mag? Wenn ich nicht vorgebe etwas oder jemand zu sein? Was kann mir passieren?   

Kann ich das Bedürfnis loslassen, gefallen und mich verstanden fühlen zu wollen? Kann ich fein damit sein, im Zweifel auch ganz allein mit mir und meiner Einstellung zu sein? Andere zu enttäuschen?

Im Kopf alles auf links zu drehen, ist die eine Sache. Das was sich dabei ergibt auszusprechen, zu handeln, die andere. Der Revoluzzer in mir hat mir aber glaubhaft versichert, dass es sich lohnt und ich – wenn überhaupt - nur so tief falle, wie ich es ertragen kann. Und selbst wenn - bounce ich Raketenmäßig wieder nach oben. Vielleicht mit ein paar blauen Flecken mehr, dafür aber mit einem fetten Grinsen im Spiegelbild und dem guten Gefühl, alle meine Teile mit auf der Reise zu haben und nichts wegen einem „muss“, das gar nicht mein „muss“ ist, auf der Strecke verloren oder im Schrank versteckt zu haben – ganz hinten unten. Denn das erzeugt nur grummelnde Schatten, die früher oder später – aber in jedem Fall penetrant – ungemütlich werden.